Obwohl Ostern in Italien auf denselben Tag fällt wie in jedem anderen Teil der Welt – nämlich auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond, der am oder nach dem 21. März fällt – sind die Osterfeierlichkeiten in Italien ganz anders als z.B. in der angelsächsischen Kultur. Sie werden in Italien nur sehr selten die Tradition der Osterhasen und  der Ostereierjagd finden.

Dennoch wird der Tag des Osterfestes als sehr wichtig angesehen und hat eine starke Bindung an die christliche Tradition und Glauben. Die Oster-Feiertage sind neben den Feierlichkeiten zu Weihnachten in Italien, die Wichtigsten religiösen und auch familiären Festtage.

 

Die wahre Bedeutung des Osterfest in Italien

Die wahre Bedeutung von Ostern – „Pasqua“ auf Italienisch – hat nichts mit den Hasen zu tun. Nach christlicher Tradition wird an Ostern die Auferstehung Jesu nach seiner Kreuzigung gefeiert. Jesus wurde von Pilatus als politischer und religiöser Rebell hingerichtet. Er wurde von Judas Iskariot verraten, der eine Reihe von Ereignissen in Gang setzte, die zu Jesu Tod und Auferstehung führten.

Jesus wurde zum Tode verurteilt und laut den Evangelien vor dem Tor von Jerusalem auf dem Berg Golgatà gekreuzigt. Der Tag seines Todes ist der Karfreitag, „Venerdì Santo“, in den heutigen Feierlichkeiten. Drei Tage nach seinem Tod, an dem Tag, der dem Ostertag entspricht – der immer auf den Sonntag fällt – ist Jesus von den Toten auferstanden. Deshalb sind in der Woche, die zu Ostern führt, nach italienischer Tradition feierliche Prozessionen und Messen vorgesehen, während der Ostertag, „giorno di Paqua“, ein freudiger Tag ist, der von heiteren Traditionen und Bräuchen geprägt ist.

Der fröhliche Geist setzt sich bis zum Tag nach Ostern fort, dem Ostermontag, den die Italiener „Pasquetta“ nennen, der in Italien ebenfalls ein Fest- und Feiertag ist.

Via Crucis, Rom, Latium, Italien
Osterfest in Italien: Via Crucis in Rom im Jahr 2019    ( © AM113 / Shutterstock.com) 

Das Osterfest in Italien: Die Osterwoche

In der Vergangenheit begannen die Osterfeierlichkeiten in Italien viel früher: 40 Tage vor dem Ostertag begann die Zeit der Quaresima, den Fastenwochen. Es sollte eine traurige Zeit sein, weil sie zum Tod Jesu führte.

Deshalb sangen die Christen während der Quaresima in der Kirche kein Hallelujas oder Glorias, Hochzeiten wurden nicht gefeiert, und in einigen Gegenden wurde auch das Fasten sehr streng eingehalten. Fröhliche weltliche Feste oder Veranstaltungen wie Theateraufführungen waren ebenfalls verboten.

Lustige Tatsache: Lila gilt in der italienischen Unterhaltungswelt als „Pechvogel“-Farbe, vor allem von Menschen, die in Theatern arbeiten. Schauspieler tragen auf der Bühne niemals Lila, und nichts Violettes darf als Requisite verwendet oder in die Nähe der Bühne gebracht werden. Wo kommt dieser „Aberglauben“ her?

Lila ist die Farbe der Quaresima (Fastenzeit), da die Priester in dieser Zeit lilafarbene Tuniken tragen. Da Aufführungen verboten waren, konnten die Theaterleute während dieser 40 Tage nicht arbeiten und waren Arbeitslos im Grunde genommen. Seitdem wird Lila mit diesen schwierigen Tagen in Verbindung gebracht.

Heute werden die Rituale der Quaresima nicht mehr von allen Italienern so streng eingehalten. Was geblieben ist, ist die Farbe der Tunika der Priester und die Abneigung der Theaterleute dagegen.

Ostern, Barile, Basilikata, Italien
Osterfest in Italien: Via Crucis in Barile in der Basilikata    (fotos © Francesca Sciarra / Shutterstock.com) 

Die Rituale zu Ostern in Italien beginnen vor allem erst in der Osterwoche (den sieben Tagen vor dem Ostersonntag) und werden von vielen gläubigen und religiösen Menschen befolgt. Die Prozessionen und Rituale können jedoch auch für Laien sehr interessant sein. Sie können eine außerordentliche Gelegenheit sein, Zeuge einiger italienischer Folklore, Traditionen und Brauchtümer zu werden.

 

Osterfest in Italien: Via Crucis – Der Kreuzweg Christi

 

Eines der bekanntesten Rituale ist das „Via Crucis“ genannte Ritual, das gewöhnlich am Karfreitag in den Pfarrgemeinden Italiens stattfinden. Dabei handelt es sich um eine Prozession, die den Weg Jesu zum Golgotà, dem Berg, auf dem er seinen Tod fand, erzählt. Nach der christlichen Tradition brachte Jesus sein Kreuz auf den Berg und fiel dreimal unter Schmerzen un Erschöpfung hin.

Während der Via Crucis gehen die Menschen hinter dem Kreuz her und halten 13 Mal auf dem Weg an. Bei diesen Haltestellen wird der Weg Jesu in Erinnerung gerufen und es werden Gebete und Lieder vorgetragen.

Einige Kreuzgänge „Via Crucis“ können sehr spektakulär und einnehmend sein. Sie können die Gelegenheit nutzen, in Gesellschaft der Einheimischen durch italienische Borghi  (kleine Dörfer), Wiesen und Wälder zu gehen. Einige Feierlichkeiten stellen den Leidensweg Christi mit Kerzen, Musik und auch Schauspieler, die das Kreuz tragen nach.

Die bekannteste Via Crucis ist jene am Kolosseum von Rom mit dem Papst. Aussergewöhnlich ist auch die Via Crucis mit echten Personen (Via Crucis con personaggi viventi) von Barile in der süditalienischen Region Basilikata oder die Prozession von Pietraperzia in der Provinz Enna in Sizilien mit dem großen Kreuz – Lu signuri di li fasci.

Karfreitag, Pietraperzia, Enna, Sizilien, Italien
Osterfest in Italien: Prozession mit großem Kreuz „Lu Signuri di li fasci in Pietraperzia ( © francesca commissari / Shutterstock.com) 

Wenn Sie sich zu Ostern in Italien aufhalten und eine beeindruckende Karfreitagsfeier nicht verpassen wollen, haben Sie auf der ganzen italienischen Halbinsel zahlreiche Möglichkeiten dazu.

 

Misteri di Trapani

In Trapani, Sizilien, dauert die Karfreitagsprozession ganze 24 Stunden lang! Die „Misteri“ sind realistische Skulpturen aus Holz, Leinwand und Leim, die die Passion und den Tod Jesu darstellen. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist eine Darstellung der Ereignisse der Passion.

Die Feierlichkeiten während der Osterwoche auf Sizilien sind in sehr vielen Städten und Dörfern der Mittelmeerinsel etwas ganz besonderes.

 

Die Prozession in Chieti

Die Prozession, die in Chieti in den Abruzzen stattfindet, gilt als eine der ältesten Traditionen in Italien. Sie kann sehr bewegend sein, ob man nun Christ ist oder nicht. Auf dem Höhepunkt der Veranstaltung spielen 100 Violinen Secchis Miserere.

Ballo dei Diavoli, Pizzi, Sizilien, Italien
Ostern in Italien: Ballo dei Diavoli, die Teufel tanzen. Osterfeierlichkeiten in Prizzi, Sizilien, Italien   (foto © Terje Lillehaug / Shutterstock.com) 

 

Osterfest in Italien: Der Ostersonntag

Nach der Strenge der Osterwoche ist der Ostersonntag ein freudiger Festtag. Genau wie Weihnachten ist es für die Italiener sehr wichtig, diesen Tag mit ihren Familien zu verbringen.

Die Feierlichkeiten sind eng mit dem Essen und Geselligkeit verbunden. Die Familien versammeln sich um den Tisch für ein großes Ostermahl. In manchen Gegenden ist es Tradition, dass der Tisch für den ganzen Tag gedeckt wird, und jeder, der zu Besuch kommt, kann sich hinsetzen und mit den Gastgebern speisen.

 

Kulinarik zu Ostern in Italien

Da die Feierlichkeiten am Ostersonntag stark mit dem Essen verbunden sind, wollen wir einen Blick auf welche Art von Essen die Italiener am Ostersonntag zubereiten, werfen. Einige Mahlzeiten oder Arten von Speisen werden nur während der Ostertage zubereitet.

    • „Torta di Pasqua“, wörtlich Osterkuchen. Er ist typisch für die Region Umbrien und wird mit Mehl und viel Käse zubereitet. Der Osterkuchen wird mit anderen typischen Produkten der umbrischen Küche verzehrt: Salami, Prosciutto, „Capocollo“ und die Mutigsten können ihn auch mit einem Stück Schokolade essen.
    • „Colomba“. Es ist das österliche Äquivalent zum Panettone zur Weihnachtszeit. Es ist ein Kuchen, ähnlich wie ein Panettone, aber mit kandierter Schale, Mandeln und Perlzucker. Er hat die Form einer Taube als Symbol des Friedens.
      • Lamm. Es ist ein traditionelles Oster-Hauptgericht in der Region Latium. Das Lamm wird auf verschiedene Arten gekocht: „abbacchio allo scottadito“, knusprige Lammrippen mit frischen Artischocken; gebratene Lammkeule mit Kartoffeln; „abbacchio alla romana“ – wie der Name schon sagt, ist dies ein traditionelles Gericht aus Rom – es besteht aus einem Lamm, das in Wein, Sardellen, Rosmarin und Knoblauch gekocht wird.
      • Salami mit gekochten Eiern. In den Häusern, in denen der Tisch den ganzen Tag gedeckt und mit „tonnenweise“ Essen beladen bleibt, werden Salami und gekochte Eier zum Frühstück und während des Tages serviert.
      • Ostereier. Eine besondere Erwähnung verdienen die Ostereier. Dies ist eine recht junge Tradition, die in ganz Italien bekannt ist. Die italienische Ostereier sind große Schokoladeneier, die innen leer sind, damit sie eine Überraschung enthalten können. Diese  Schokoladeostereier sind hauptsächlich für Kinder gedacht, wobei die Eier kleine Spielzeuge enthalten, mit denen sie ihren Ostersonntag beim Spielen verbringen können.
Colomba, Osterfest in Italien
Ostern in Italien: Colomba – Osterkuchen, ähnlich dem Panettone.    (foto © shutterstock.com) 

 

Osterfest in Italien: Besondere Feierlichkeiten zum Ostersonntag

In einigen italienischen Städten machen Traditionen den Ostersonntag noch besonderer. Die Veranstaltungen können sehr merkwürdig sein und Sie haben die Möglichkeit etwas ganz besonderes zu Bestaunen.

Scoppio del Carro in FlorenzWörtlich bedeutet es die Explosion des Wagens. Am Ostersonntag wird in Florenz ein Karren – genannt „brindellone“ – durch die Stadt bis zur Piazza del Duomo, dem Herzen der Stadt, gebracht.

Der brindellone wird von zwei Ochsen gezogen, gefolgt von einer riesigen Parade von Menschen. Sobald der Brindellone den Platz erreicht hat, wird im Inneren des Doms eine Lunte angezündet. Die Zündschnur erreicht den Brindellone durch einen Draht und führt zu seiner „Explosion“, einem phänomenalen Feuerwerk, das über 20 Minuten dauert.

 

La Madonna che Scappa in Sulmona: Wörtlich: die Jungfrau Maria, die davon läuft. Am Ostersonntag trägt eine Gruppe von Männern, die in Weiß und Grün – den Farben der Hoffnung und des Friedens – gekleidet sind, eine schwarz gekleidete Marienstatue aus der Kirche. Als sie langsam die Kirche verlassen, wird die Statue plötzlich grün und es wird ein Taubensturm losgelassen. Zu diesem Zeitpunkt sprinten die Männer mit der Marien Statue über den Platz. Das Ganze dauert nur 16 Sekunden, aber der „Lauf“ den Männern wird von der jubelnden Menge bestaunt.

 

Osterfest in Italien: Ostermontag – Pasquetta

Pasquetta ist zu Ostern in Italien das, was die Italiener den Montag nennen, der auf den Ostersonntag folgt. Es ist auch ein Festtag, Schulen und Büros sind noch immer geschlossen, und die Atmosphäre hat nichts von der Strenge der Tage, die dem Ostertag vorausgehen. Gewöhnlich fallen Pasqua und Pasquetta in den vollen Frühling.

Während Pasqua zu Hause verbracht wird, verbringt man Pasquetta gewöhnlich im Freien bei Picknicks mit Freunden und Familie. In einigen Städten gibt es kostenlose Konzerte oder Aufführungen, und es mangelt nicht an eigentümlichen Traditionen: In Panicale, Umbrien, zum Beispiel findet jedes Jahr eine Veranstaltung namens „Ruzzolone“ statt. Dabei werden riesige Käselaibe um die Stadtmauern gerollt.

Wie Sie beim Lesen des Artikels vielleicht erraten haben, sind alte Traditionen die Protagonisten der Osterfeierlichkeiten in Italien. Sie werden mit großer Beteiligung der Einheimischen gelebt und können Besuchern und Gästen einzigartige Erlebnisse bieten.

Bild oben: Processione dei Misteri in Trapani     (foto © Emily Marie Wilson / Shutterstock.com) 

Palermo

Trapani

Enna

Chieti

Florenz

Sulmona

Panicale

Ostern in Italien

Die entdecke die schönsten Osterbräuche in den italienischen Regionen!

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